Atommüll – NEIN DANKE

In­for­ma­tio­nen über End­la­ger am Nie­der­rhein

Im Sep­tem­ber legte die Bun­des­ge­sell­schaft für End­la­ge­rung (BGE) ihren Zwi­schen­be­richt vor: 90 Teil­ge­bie­te, die für End­la­ge­rung von Atom­müll in Deutsch­land po­ten­zi­ell mög­lich wären, wur­den er­mit­telt. Auch ei­ni­ge Kom­mu­nen im Kreis Kleve sind noch im Ren­nen: Rechts­rhei­nisch sind Em­me­rich und Rees be­trof­fen, links des Rheins Kleve, Kal­kar, Bed­burg-Hau, Goch, Uedem, Kra­nen­burg, Weeze und Issum. Die BGE hat nun in einer On­line-Ver­an­stal­tung er­klärt, wie sie bei der wei­te­ren Ein­gren­zung vor­ge­hen will. Ak­tu­ell geht es noch aus­schlie­ß­lich um die Ent­wick­lung von In­stru­men­ten und Vor­ge­hens­wei­sen zur wei­te­ren, de­tail­lier­te­ren Un­ter­su­chung und Da­ten­er­he­bung. Eine Ent­schei­dung über den Stand­ort des End­la­gers soll dann bis 2031 ge­fällt wer­den.

Quelle: RP vom 29.05.2021

Wie die End­la­ger-Suche wei­ter­ge­hen soll

Die Bun­des­ge­sell­schaft für End­la­ge­rung un­ter­sucht Re­gio­nen in Deutsch­land als mög­li­che Lager für Atom­müll. Auch im Kreis Kleve kom­men Ge­bie­te dafür in Frage. Doch wie soll die Zahl der Stand­or­te nun wei­ter ein­ge­grenzt wer­den?

Im Sep­tem­ber legte die Bun­des­ge­sell­schaft für End­la­ge­rung (BGE) ihren Zwi­schen­be­richt vor: 90 Teil­ge­bie­te, die für End­la­ge­rung von Atom­müll in Deutsch­land po­ten­zi­ell mög­lich wären, wur­den er­mit­telt. Aus der an­fäng­lich „wei­ßen Land­kar­te“ wur­den die Re­gio­nen aus­ge­schlos­sen, die un­ge­eig­net sind, etwa weil es dort Vul­ka­nis­mus oder Er­be­ben geben kann. Die üb­ri­ge Flä­che ent­spricht un­ge­fähr 54 Pro­zent der Land­flä­che der Bun­des­re­pu­blik.

Auch ei­ni­ge Kom­mu­nen im Kreis Kleve sind noch im Ren­nen um den end­gül­ti­gen Stand­ort. Rechts­rhei­nisch sind Em­me­rich und Rees be­trof­fen, links des Rheins Kleve, Kal­kar, Bed­burg-Hau, Goch, Uedem, Kra­nen­burg, Weeze und Issum. Am Nie­der­rhein fin­den sich Ton- und Salz­ge­stei­ne in aus­rei­chen­der Tiefe und Mäch­tig­keit. Neben Gra­nit sind das die Bo­den­be­schaf­fen­hei­ten, die sich über­haupt für die ato­ma­re End­la­ge­rung eig­nen.

Im nächs­ten Schritt soll – ver­ein­facht aus­ge­drückt – nun be­stimmt wer­den, wo ge­naue­re Un­ter­su­chun­gen statt­fin­den sol­len. Die BGE hat nun in einer On­line-Ver­an­stal­tung er­klärt, wie sie bei der wei­te­ren Ein­gren­zung vor­ge­hen will. Ste­fan Studt, der Vor­sit­zen­de der BGE, sprach in sei­nem Gruß­wort von einem „po­li­ti­schen und ge­sell­schaft­li­chen Grund­kon­sens“, den die Stand­ort­aus­wahl an­stre­be. Denn das In­ter­es­se der Be­völ­ke­rung ist groß, Pro­tes­te gegen Atom­müll und deren Trans­port we­cken nicht nur am Nie­der­rhein Er­in­ne­run­gen.

Ak­tu­ell geht es noch aus­schlie­ß­lich um die Ent­wick­lung von In­stru­men­ten und Vor­ge­hens­wei­sen zur wei­te­ren, de­tail­lier­te­ren Un­ter­su­chung und Da­ten­er­he­bung. Eine Ent­schei­dung über den Stand­ort des End­la­gers soll dann bis 2031 ge­fällt wer­den. Ab 2050 soll die Be­fül­lung statt­fin­den, ab circa 2090 soll der Stand­ort dann still­ge­legt wer­den.

Nun ist die BGE aber erst­mal beim zwei­ten Schritt der Phase eins an­ge­langt: Es sol­len Stand­or­te er­mit­telt wer­den, die in einer über­tä­gi­gen Er­kun­dung, also bei Un­ter­su­chun­gen von der Erd­ober­flä­che aus, ge­nau­er unter die Lupe ge­nom­men wer­den. Mit Hilfe von Boh­run­gen und seis­mi­schen Mes­sun­gen sol­len dann die Orte ge­fun­den wer­den, die „ein hohes Po­ten­zi­al haben, ein Stand­ort mit best­mög­li­cher Si­cher­heit zu wer­den“, wie Lisa Sei­del aus der Ab­tei­lung Vor­ha­bens­ma­nage­ment er­läu­ter­te. Denn Men­schen und Um­welt sol­len vor der schäd­li­chen Strah­len­wir­kung der Ab­fäl­le für einen Zeit­raum von einer Mil­li­on Jahre ge­schützt wer­den. In die­sem zwei­ten Schritt sol­len nun zu­nächst re­prä­sen­ta­ti­ve vor­läu­fi­ge Si­cher­heits­un­ter­su­chun­gen ge­plant wer­den. Sie bil­den den Start­schuss für immer ge­naue­re Un­ter­su­chun­gen, wie Sei­del sagte. Mit die­sen ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen Si­cher­heits­un­ter­su­chun­gen wird erst­mals die Si­cher­heit eines mög­li­chen End­la­gers in einem be­stimm­ten Ge­stein be­wer­tet. Da­nach erst kom­men die geo­wis­sen­schaft­li­chen Kri­te­ri­en zur An­wen­dung. Dar­un­ter fal­len unter an­de­rem der Trans­port von Grund­was­ser durch das Ge­stein, die Zu­sam­men­set­zung des Ge­steins, aber auch zum Bei­spiel die Tem­pe­ra­tur­ver­träg­lich­keit des Un­ter­grunds. Diese Kri­te­ri­en wur­den auch schon bei der Ein­gren­zung auf die 90 Teil­ge­bie­te an­ge­wen­det.

Die Stand­or­te wer­den aber auch noch­mals nach so­ge­nann­ten pla­nungs­wis­sen­schaft­li­chen Ab­wä­gungs­kri­te­ri­en be­wer­tet, also unter an­de­rem dem Schutz der Men­schen um das End­la­ger. Fra­gen wie die Aus­wir­kun­gen von Über­schwem­mungs­ge­bie­ten oder auch nahe Wohn­be­bau­un­gen wer­den dort be­rück­sich­tigt. Auch der Schutz von Natur- und Kul­tur­gü­tern am zu­künf­ti­gen Stand­ort wer­den hier ein­be­zo­gen.

Im Auf­bau be­fin­det sich zudem ak­tu­ell der Fach­be­reich Er­kun­dung. Dort küm­mert man sich dann darum, die Pro­gram­me zur Un­ter­su­chung an den ein­zel­nen Stand­or­ten zu er­stel­len. Seit An­fang des Jah­res wird zudem eine Ab­tei­lung auf­ge­baut, die sich dann um die kon­kre­te Ent­wick­lung der Be­häl­ter küm­mern wird, in denen der Atom­müll ge­la­gert wird.

Das Ziel die­ser Über­le­gun­gen soll dann ein Vor­schlag der BGE für die mög­li­chen Stand­ort­re­gio­nen sein. Aus­drück­lich gibt es in die­sem Schritt keine Prä­fe­renz für ein be­stimm­tes Ge­stein, also Ton, Salz oder Gra­nit. Auch in der Flä­che und An­zahl der Re­gio­nen soll der Vor­schlag er­geb­nis­of­fen blei­ben, es gibt also keine Zahl, auf die man sich bis dahin be­schrän­ken will. Erst nach einer Ent­schei­dung für be­stimm­te Re­gio­nen, geht der Pro­zess dann in Phase zwei über. In der wer­den die über­tä­gi­gen Er­kun­dun­gen auch tat­säch­lich durch­ge­führt.

Auch in Zu­kunft will die BGE die Öf­fent­lich­keit über die wei­te­ren Schrit­te und Er­geb­nis­se in­for­mie­ren. Ende März 2022 soll die ge­naue Me­tho­dik der Si­cher­heits­un­ter­su­chun­gen be­kannt ge­ge­ben wer­den, ein ers­ter me­tho­di­scher An­satz für die pla­nungs­wis­sen­schaft­li­chen Ab­wä­gungs­kri­te­ri­en und ein Zwi­schen­stand für die geo­wis­sen­schaft­li­chen Kri­te­ri­en sol­len im Spät­som­mer vor­ge­stellt wer­den.

Quelle: RP Grenzlandpost 29.05.2021